Neue Dokumente zeigen erstmals, wie präzise und zielgerichtet amerikanische Wissenschaftler in den Jahren vor 2020 an krankmachenden Coronaviren forschten. Die Papiere machen auch klar, wie die Forscher, die vom US-Chefepidemiologen Anthony Fauci staatliche Gelder erhielten, ihre Arbeit nach China auslagerten um einen Forschungsstopp in den USA zu umgehen. Vieles deutet darauf hin, dass die Geschichte der Coronakrise völlig neu geschrieben werden muss.HEIMO CLAASEN, 4. Mai 2023, 0 Kommentare, PDF
Woher stammt das Coronavirus? In China sind inzwischen über 80.000 Haus-, Nutz- und Wildtiere auf der Suche nach einem Vorläufer von SARS-CoV-2 untersucht worden. Doch keine der Proben hat dazu ein positives Ergebnis gebracht, das die chinesische Regierung zumindest von dem Vorwurf befreit hätte, die Coronakrise sei vom virologischen Institut (WIV) der Universität in der 11-Millionen-Stadt Wuhan verursacht worden – in der die Covid-Krankheitsfälle zuerst öffentlich bekannt gegeben worden waren.
Dies hat gerade aufs neue am 17. April ein Bericht von Senatoren der USA mit „bedeutsamen Belegen“ begründet. US-Präsident Biden hat zudem im März ein von beiden Parteien im US-Kongress gemeinsam vorgeschlagenes Gesetz unterzeichnet, wonach ausdrücklich „die Einzelheiten zum Coronavirus und zur Forschung an dessen erhöhter Wirkung [Gain-of-Function] am Wuhan Institut für Virologie veröffentlicht werden“ sollen.
Das scheint zu versprechen, dass wesentliche Antworten zu Fragen nach Herkunft und Ursache von SARS-CoV-2 zu erwarten sind. Das Kleingedruckte im Senatoren-Bericht wie im verabschiedeten Gesetz weist jedoch in eine andere, politische Richtung: Es grenzt die
Vorgeschichte der Forschung am WIV tunlichst aus, ebenso wie die US-eigene Forschung am „Funktionsgewinn“, an „Gain of Function“ („GoF“) mit dem Coronavirus seit über zwanzig Jahren.
Gefährliche US-Virenforschung ab 2014 nach China ausgelagert
Tatsächlich war die Forschung am WIV nur ein ausgelagerter, „out-sourced“ Teil eines Vorhabens, an dem seit 1995 an Instituten der Universität von North Carolina Chapel Hill (UNC) gearbeitet worden ist, geleitet von Professor Ralph S. Baric und stetig finanziert von der nationalen Gesundheitsbehörde der USA (NIH) und deren Abteilung für allergische und infektiöse Krankheiten (NIAID), unter Dr. Anthony Fauci. (1)
In der Periode der zweiten Obama-Präsidentschaft (2012-2016) war nach heftigen Debatten um „GoF“ die bundesstaatliche Förderung dafür mit Gültigkeit ab 2014 vorerst ausgesetzt worden – ein zeitweiliges „Moratorium“. Ein eigenes Verfahren zum Genehmigen von Vorhaben mit „besonders riskanten“ Mikroben sollte entwickelt werden. (2) Das setzte Grenzen für den Fortgang der Vorhaben an Barics UNC-Instituten für Virologie und Epidemiologie. Zur Hilfe kam eine Absprache zur Zusammenarbeit mit dem WIV, vermittelt durch die New Yorker Organisation „EcoHealth Alliance“ und deren Chef Peter Daszak, die dafür gerade noch rechtzeitig eine Finanzierung seitens NIH/NIAID beantragt hatte, die dann von Faucis NIAID ebenfalls noch 2013 für fünf Jahre ab 2014 genehmigt wurde.
Peter Daszak: Pandemieforscher mit Geld vom Pentagon
Zur Einordnung: Die sogenannte „EcoHealth Alliance“ (EHA) firmiert seit 2010 unter diesem Namen, nachdem laut eigener Aussage die US-Regierung 2009, im Jahr der Schweinegrippe, eine Zusammenarbeit mit der Organisation startete, „um ein neues Programm für global auftretende Pandemiebedrohungen“ einzurichten.
Die EHA definiert sich selbst als Nicht-Regierungs-Organisation (NGO), ist aber tatsächlich eine Firma („.Inc“), der die New-Yorker Büroräume und juristisch auch der Name gehören. Sie wird seit 2010 von Daszak und William Karesh geleitet und seither fast ausschließlich von der US-Regierung finanziert, in einer Größenordnung von insgesamt über 100 Millionen Dollar. Ein großer Teil des Geldes stammt vom Pentagon. Karesh ist im US-Kongress als Schlüsselfigur in „bipartisan“ Gruppen und Ausschüssen zugange – de facto als EHA-Lobby.
Was von 2014 bis 2018 am WIV in enger Symbiose mit Baric und Daszak betrieben worden war, hat die (nun wirklich: Nicht-Regierungs-)Organisation „Judicial Watch“ am 19. April ans Licht gebracht, aus den vorgeschriebenen jährlichen Berichten der EHA an NIAID – die nun erstmals öffentlich vorliegen und die vieles von dem belegen, was bislang nur vermutet wurde (Pressemitteilung hier, PDF, 552 Seiten, hier). Judicial Watch hatte die Veröffentlichung der Dokumente, die nun erst erfolgte, bereits im November 2021 beim US-Gesundheitsministerium beantragt.
Neue Viren schaffen, die Menschen anstecken
Vornweg in den im Finanzierungsantrag der EHA genannten „spezifischen Zielen“ wird dort die Absicht beschrieben, Mutationen von Fledermaus-Viren zu schaffen, und „die Fähigkeit unserer Coronaviren zur Infektion von Menschen vorherzusagen.“ Ausgehend davon, dass die Forscher schon „primäre und umgeformte [transformed] Zell-Linien von 9 Fledermausarten entwickelt“ hätten und „diese zur Isolierung von Viren, zu Versuchen zur Ansteckung und zum genetischen Klonen der Moleküle zur Anbindung [an Zellen]“ benutzt hätten.
Dies lag also schon 2013 vor, ebenso wie „die Unterstützung von Dr. Ralph Baric, dem die Zusammenarbeit mit uns sehr angelegen ist“, wie die EHA berichtet, „beginnend mit der Ansteckung seines Modells der humanisierten Mäuse (3) mit unserem SL-CoV (SARS-ähnlichen Coronavirus), das [die Zell-Anbindung] ACE2 verwendet, und dem folgend der Ansteckung mit anderen CoV, die wir identifizieren.“
Wie im Förder-Antrag wurde auch im Bericht nach dem ersten Jahr der geförderten Forschung an NIAID 2016 nochmals präzisiert, worum es ging:
„Die Ergebnisse werden Auskunft geben, ob Fledermaus-CoV die menschlichen Anbindestellen ACE2, DPP4 [für das SARS- bzw. das MERS-Virus] oder andere bekannte CoV-Ankerstellen nutzen können, [und] besser die Fähigkeit vorauszusagen, Menschen anzustecken.“
Nach dem 2. Förderjahr wurde dann 2017 berichtet, was bis dahin erreicht worden war. Ein vorhandenes CoV, benannt „WIV1“, wurde gentechnisch „scharf“ gemacht und an Barics Mäusen getestet:
„Der ansteckende Klon von WIV1 wurde erfolgreich mit gentechnischen Methoden hergestellt;
Zwei Schimären von SARS-ähnlichen Coronavirus-Linien wurden durch Einfügung des S-[Spike-]Gens in den Stamm des WIV1 konstruiert;
Die Einführung der Mäuse mit menschlichen ACE2 nach China wurde erlangt, damit wir die in unserem Förderantrag vorgesehenen Ansteckungsversuche vornehmen konnten.“
Eine „Schimäre“ bezeichnet in der Biologie ein neues Wesen, aus zwei verschiedenen zusammengesetzt.
„Alle Viren vermehrten sich wirksam in menschlichen Zellen“
Nach dem 3. Projekt-Jahr (2017-2018) wurde dann von EHA an NIAID berichtet, wie ein weiteres Fledermaus-Virus isoliert, zu zwei Schimären mit veränderten WIV1-CoV kombiniert, und an Mäuse- und menschlichen Zellen getestet worden war:
„Im 3. Jahr isolierten wir erfolgreich Rs4874 aus der Fäkalprobe einer Fledermaus. Mit dem von uns schon zuvor entwickelten revers-genetischen System konstruierten wir zwei schimärische Viren aus dem Stamm des WIV1 mit dem S-[Spike-]Gen von [den Viren] Rs7327 und Rs4231.
Vero E6 [Affen-]Zellen wurden jeweils mit Rs4874, WIV1-Rs4231 und WIV1-Rs7327S infiziert und die wirksame Virusvermehrung […] entdeckt.
Um die Anbindung der drei neuen SARS-ähnlichen CoV an das menschliche ACE2 zu ermitteln, führten wir Studien mit [menschlichen] HeLa-Zellen mit oder ohne menschliches ACE2 aus. Alle Viren vermehrten sich wirksam in den menschlichen Zellen mit ACE2.“
Nach dem 4. Projektjahr (2018-2019) wurde dann nochmals im Einzelnen über Versuche mit den vier „SARS-ähnlichen“ Schimären berichtet – wenn auch verspätet; die Chefs von NIH (Collins) und NIAID (Fauci) machten später, 2021, geltend, dass sie mehrmals dazu hätten anmahnen müssen. Das freilich war eine faule Ausrede mit der sie davon ablenkten, dass sie die vorigen EHA-Berichte sehr wohl erhalten hatten, und damit auch die Belege aus erster Hand über die vom New Yorker EHA organisierten Versuche mit GoF-Viren.
Wenn es noch einer Bestätigung bedurft hätte – immerhin war das Faktum der NIH/NIAID-Finanzierung an EHA/WIV da schon bekannt –, so belegen die von „Judicial Watch“ nun erlangten Berichte, dass Faucis Aussage im US-Senat im Mai 2021, er hätte nie und keinerlei GoF-Versuche finanzieren lassen, wissentlich falsch war. Damit erweckte Fauci den Eindruck, die Vorgänge am WIV in Wuhan gingen allein auf die Kappe Chinas.
Doch es kommt noch dicker. Der ursprüngliche Finanz-Antrag von EHA hatte vorgesehen:
„Sequenz-Daten, (…) Isolate, Reagenzien und andere Produkte [des geförderten Projekts] werden anderen NIH-geförderten Forschern im Wege der Übereinkunft von WIV und EHA und/oder auf Grund anderer Lizenz-Absprachen weitergegeben.“
Eine Reihe von Artikeln in Fachzeitschriften vor allem von US-Forschern lässt nun darauf schließen, dass dies auch geschehen ist. Ein ebenfalls von „Judicial Watch“ erlangtes Dokument belegt einen von Baric und Daszak gemeinsam gezeichneten Zusatzantrag, der von NIH/NIAID – und zweifelsohne mit Faucis Kenntnis – mitten in der hochkochenden Coronakrise im Juli 2020 genehmigt worden ist:
„Wir schlagen vor, die volle Länge von einem Strang des molekularen Klons von SARSr-CoV WIV genetisch zu manipulieren“,
– und dies in der Tat an Barics Labor an der UNC-Chapel Hill –,
„[als] ein Projekt multi-institutioneller Zusammenarbeit, geleitet von EcoHealth Alliance, New York (Daszak, PI [Verantwortlicher Untersucher], welches Unterverträge mit dem Wuhan Institut für Virologie (Dr.Shi), der Universität von North Carolina in Chapel Hill (Dr. Baric), und dem [chinesischen] Institut für Pathogene Biologie (Dr. Ren) finanziert.“
Dieses ganze ur-„amerikanische“ Projekt soll aber nun ausdrücklich nicht mit dem von Biden bekräftigten Gesetz untersucht werden, das spezifisch nur die Vorgänge in der US-Regierung zu „Wuhan“ und der Chinesischen Regierung offenlegen soll. Zum Ursprung des Covid-Virus wird dies wohl kaum entscheidend beitragen, aber umso mehr die US-amerikanische Verteufelung Chinas anfeuern….
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