Veröffentlicht am von Illa
Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage zum Thema „Zahlungen der Bundesregierung an Medien und Influencer für Werbung, Anzeigen, Kampagnen und Informationsmaßnahmen“ (Drucksache 20/6676, Vorabfassung) fördert Interessantes zutage. Einleitend wird klargestellt: „Die Bundesregierung nutzt verschiedene Medien, um ihren verfassungsmäßigen Informationsauftrag zu erfüllen.“ Und dann wird für die Jahre 2020 bis 2022 aufgeführt, was unter „Informationsauftrag“ zu verstehen ist.
Gelistet werden mehrere Themen, hier soll es nur um „Corona“ gehen. Zunächst dreht es sich um Influencer, zu denen es heißt:
„Werden Influencerinnen und Influencer im Rahmen einer Kampagne eingesetzt, dient ihr Beitrag der Erfüllung des Kampagnenziels, das zwischen Auftraggeber und Agentur festgelegt wurde. Auf dieser Basis werden die Influencerinnen und Influencer regelmäßig mittelbar durch die Agentur gebrieft. Hierbei werden Kampagnenbotschaften und Informationen im Sinne einer bestmöglichen Unterrichtung der Öffentlichkeit zum jeweiligen Thema vermittelt. Die redaktionelle Unabhängigkeit verbietet es allerdings, den Influencerinnen und Influencer konkrete Vorgaben zu machen, wie sie Botschaften in ihren Kanälen präsentieren.“
Wie viel öffentliche Gelder das BMAS für „Ninia LaGrande“ ausgegeben hat, möchte es leider nicht mitteilen

Das BPA ist da schon auskunftsfreudiger und gibt wenigstens die Gesamtsumme für die Influencer-Truppe von „AviveHD“ über „ermachtsjunge“und „Gamerbr0ther“ bis „Zclina“ bekannt, die sich 2020 um die „Corona Warn-App“ verdient gemacht haben.

Im Jahr 2021 mußten sich fünf Influencer gut 245.000 Euro teilen, um ihre Follower an die Nadel zu bekommen. So richtig gut scheint das aber nicht angekommen zu sein, denn ein Kollege von ihnen, der seine Teilnahme abgelehnt hatte, sagte: „Die Impfkampagne ist größter Schmutz“. Im Jahr darauf war endlich Fehlanzeige.

Weitere Empfänger sind Organisationen der Religion und des Sports sowie PR-Agenturen, die richtig abkassiert haben. Auffallend hohe Summen fielen auf die Carat Deutschland GmbH allein oder in Kooperation mit Kollegen sowie die Mediaplus Germany GmbH & Co. KG. Zu letzterer heißt es als Antwort auf einer andere Kleine Anfrage (Drucksache 20/3253): „Mediaplanung und Buchung von Werbemedien für Print-Anzeigen und AudioSpots erfolgen stets über die Rahmenvertragsagentur des Bundes (Mediaplus GmbH). Dabei ist die Agentur gehalten, eine flächendeckende bundesweite Abdeckung zu erreichen.“ Und zur erstgenannten gibt es diese Antwort auf eine weitere Kleine Anfrage (Drucksache 20/403): „Seit dem Jahr 2018 laufen Rahmenverträge mit den Mediaagenturen Carat (Mediaeinkauf), phd Deutschland (Mediaplanung crossmedial), add2 (Mediaplanung digital), Weischer.JvB (Mediaplanung mit Schwerpunkt Außenwerbung).“
Das Wirtschaftsministerium hat in diesem Zusammenhang 2020 und 2021 zu „Corona-Überbrückungshilfen“ insgesamt über 1,9 Millionen Euro und 2021 für eine undefinierte „Corona-Aufbruchskampagne“ über 700.000 Euro ausgegeben – alles an Carat. 2022 war es dort mit „Corona“ vorbei.
Das Gesundheitsministerium hat wie erwartet am meisten zugelangt für das, was es für Kommunikation hält. Dies und das ging z.B. an die Cosmonaut & Kings GmbH und an die Scholz & Friends GmbH, die u.a. hier schon besprochen wurden. Insgesamt wurden 2020 über 45 Millionen, 2021 über 140 und 2022 fast 121 Millionen verpulvert. Nach zwei Jahren Carat war man auch hier wieder bei Mediaplus, um die Botschaften zu transportieren:



Das BPA hat nicht nur Influencer, sonden auch PR-Agenturen alimentiert. Für „Corona-Impfung“ (2020: 1.571,00 €; 2021: 268.732,00 €), die „Corona Warn-App“ (2020: 9.877.723,00 €; 2021: 474.094,00 €) „Corona – #besondere Helden“ (2020: 738.808,00 €) und „Corona ‚Zuhause bleiben‘“ (2021: 238.384,00 €). Schließlich gab es 2020 noch einen rätselhaften und nicht gerade billigen Posten, der wie die anderen an eine Kooperation mit Carat ging:

Ja, „Corona“ war richtig teuer und selbst für so einen einschlägigen „Informationsauftrag“ wechselten hohe Summen den Besitzer und wurden von öffentlichen zu privaten Geldern. Die Influencer freuen sich scheckig über die schnellen Euros, einige PR-Buden halten sich für bedeutend und die deutschen Filialen der transnationalen PR-Konzerne wechseln sich ab: Carat (Muttergesellschaft Dentsu in Honkong) scheint bei der Großen Koalition besonders beliebt gewesen zu sein, danach war Mediaplus (Muttergesellschaft Omnicon in New York) an der Reihe. Sie und einige andere durften „Landschaftspflege“ betreiben und eine ganze Palette von Medien mit verlässlich fließenden Euros bei Laune halten, damit der abhängige Journalismus nicht auf unabhängige Gedanken kommt. In diesem Zusammenhang ist auch diese Antwort von Bedeutung:

Gut eine halbe Milliarde Euro wurde demnach ausgeschüttet. Im ersten Jahr lag die Außenwerbung vorn, im zweiten Jahr waren es die Printmedien, im dritten Jahr der Online-Bereich und die Kinos gingen fast leer aus, sie wurden ja auch lange geschlossen. Gesamtsieger war die Außenwerbung und wer diesen Begriff in die Suchmaschine eingibt, landet schnell bei Ströer, der laut Selbstbeschreibung nicht nur„der führende deutsche Außenwerber“ ist, sondern auch „die Vermarktung von mehr als 250 renommierten digitalen Medienmarken und Themenkanälen“ betreibt, und: „Seit 2015 sind wir auch im News-Geschäft tätig: t‑online veröffentlicht über alle relevanten digitalen Kanäle jeden Tag hochwertige Nachrichten, Analysen, Reportagen, Interviews mit dem Ziel, den besten Überblick über das weltweite Geschehen zu liefern. […] t‑online besitzt laut der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF e. V.) die größte digitale Reichweite aller deutschen Medien.“ So niederschmetternd einfach ist das manchmal.
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